Auf Shoppingtour mit Gott

Interview
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Interview mit Edwin Rosado

Edwin, den meisten bist du wahrscheinlich in erster Linie vom Youth in Mission Congress (YIMC) bekannt. Kannst du mir mehr über dich erzählen und wo du ursprünglich herkommst?

Ja, gern. Ich bin im US-Bundesstaat Florida aufgewachsen. Meine Mutter kommt aus Kuba, mein Vater ist Puerto Ricaner; vor vielen Jahren sind die beiden in die USA eingewandert – da war ich gerade im Bauch meiner Mom. Meine Eltern sind Adventisten und aufgrund der Erfahrung meiner Mutter in Kuba war der Glaube in unserer Familie etwas sehr sehr Wichtiges. Denn in Kuba gab es damals viele Leute, darunter auch Pastoren, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden und für ihre Überzeugungen einstehen mussten ... Meine Eltern versuchten uns daher beizubringen, dass die Beziehung mit Gott eine ernste Sache ist und dass egal, wofür man sich im Leben entscheidet, Gott an erster Stelle stehen sollte – auch wenn mal herausfordernde Zeiten kommen.

Das Motto beim diesjährigen Youth in Mission Congress ist „Remember“ (dt.: Erinnere dich). Erinnerst du dich an eine besondere Erfahrung, die Einfluss auf dein (geistliches) Leben hatte?

Da muss ich überlegen ... Ich habe schon viele tolle Erfahrungen mit Gott gemacht. Eine ist sehr aktuell: Weißt du, bei solchen Veranstaltungen wie dem YIMC sehen dich so viele Leute predigen und wollen mit dir sprechen. Deshalb hatte ich die Gelegenheit, mich mit einigen zu unterhalten. Die freiwilligen Helfer, die hier kochen, stehen um vier Uhr morgens auf. Und abends sind Personen noch bis 22 Uhr wach, um Toiletten zu putzen. Und die Techniker schlafen praktisch gar nicht, sondern sind fast immer bei der Arbeit! Mir ist bei diesem Kongress bewusst geworden, dass die wahren Helden des Youth in Mission Congresses diejenigen sind, die mir Jesus am meisten gezeigt haben. Es sind die Personen, die sich im Hintergrund einsetzen und für Gott arbeiten, ohne lautstark auf sich aufmerksam zu machen. Ich sehe Gott durch sie. Und es hilft mir, mich daran zu erinnern, was am wichtigsten ist: Wenn dein Gesicht nicht auf dem Bildschirm erscheint, du aber trotzdem Gutes tust für Gott.

Gibt es eine Begebenheit aus der Bibel, die eine besondere Bedeutung für dich hat?

Da gibt es einige (lacht) ... zum Beispiel Johannes 3,30: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Das ist so eine ständige Erinnerung daran, dass egal, was wir im Leben tun, wir Gott die Ehre geben sollten. Sogar wenn wir auf die Knie sinken müssen, damit er erhöht wird. Das stand bei Johannes dem Täufer an erster Stelle. Und ich wünsche mir, dass das auch zum Mittelpunkt meines Lebens wird.

Gab es denn in deinem Leben auch Zeiten, in denen dieser Vers nicht unbedingt Realität war und du vielleicht auch mit dem Glauben gehadert hast?

Oh ja ... auf jeden Fall. Vor allem während meiner Zeit an einer öffentlichen Universität (vor meinem Theologiestudium). Da haben wir uns mit allen möglichen Weltreligionen befasst: Buddhismus, Islam, Zoroastrismus, ... Uns wurde beigebracht, dass jede Religion etwas Positives hat und das Christentum nicht immer das Richtige ist usw. Und während ich da saß, hat es meinen Glauben wirklich herausgefordert. Ich erinnere mich, dass es eine harte Zeit für mich war. Aber dadurch, dass ich Jesus im Leben von anderen Menschen gesehen habe und intelligente Argumente für die Begründung meines Glaubens fand, half es mir, die Adventgemeinde nicht zu verlassen. Geschwister aus der Gemeinde ermutigten mich sogar, Fragen zu stellen, zu studieren. Und das hat in meinem Leben einen großen Unterschied gemacht.

Was sind denn das für Fragen, die du dir gestellt hast?

Dazu gibt es ein gutes Buch, das ich schätze: The Case for Christ (dt.: Der Fall Jesus) von Lee Strobel. Er war Atheist, als seine Frau Christin wurde. Und er stellte sich wirklich schwierigen Fragen, um seiner Frau zu beweisen, dass das Christentum falsch ist. Am Ende des Buches wird er selbst Christ. Er behandelt zum Beispiel Fragen, denen wir uns auch in meinem Workshop gestellt haben: Wie kann ich als logisch denkender Mensch an die Auferstehung Jesu glauben? Können wir den biblischen Manuskripten glauben? Können wir daran glauben, dass sie von Augenzeugen geschrieben wurden? Wie können wir wissen, dass wir trotz all der Unstimmigkeiten, die die Leute in der Bibel finden, dem Wort Gottes vertrauen können? Viele der Antworten auf diese Fragen haben mir geholfen zu sagen: Ich kann nicht nur der Bibel vertrauen, sondern auch Jesus. Dass Argumente Menschen nicht für Jesus gewinnen, ist klar. Aber gute Gründe zu haben, warum man glaubt, kann wirklich ermutigen. Und es hat auch mich ermutigt. Die andere Hälfte der Geschichte ist: Als ich zur Uni ging, gab es eine oder zwei Personen, die ihren Glauben wirklich ausgelebt haben. Sie waren echte Christen! Ich sah die Liebe und Fürsorge in ihnen. All das – zusammen mit meiner Familie, die Gott nachfolgen und ihm treu sein wollte – war ein gutes Umfeld für mich zu sagen: „Hey, ich möchte auch mit Jesus leben.“

Warum, denkst du, vergessen wir so oft, was Gott in unserem Leben getan hat und wie er uns geführt hat – besonders wenn wir durch eine schwierige Zeit gehen?

Ja, das ist eine gute Frage ... Für mich ist eine Sache am schwierigsten: Nämlich Gott nicht zu vergessen, wenn alles in meinem Leben in Ordnung ist! Wenn alles super läuft, man so seine Alltagsroutine hat und nicht unbedingt aufwacht und denkt: „Mann, ich brauche Gott.“ Denn du gehst zur Arbeit, kommst heim, machst dir Essen, und es entsteht diese Routine, in der du nicht das Gefühl hast, Gott wirklich zu brauchen. Es ist nicht so, dass du nicht willst, aber es passiert einfach, dass man dazu tendiert, Gott zu vergessen. Und leider – das ist bei uns Menschen einfach so – erinnern wir uns meistens dann an ihn, wenn Probleme auftauchen. Es gibt daher eine Sache, die meine Frau und ich uns vorgenommen haben: Wir versuchen für alles zu beten, was wir tun. Zum Beispiel, wenn wir einkaufen gehen: „Gott, zeig uns, wo wir Kleidung finden, die dich ehrt, die wir mögen.“ Wir beten auch für kleine Dinge. Nicht nur, wenn wir unseren Schlüssel verloren haben oder so. Sondern wir bitten Gott zum Beispiel darum, dass er uns hilft, uns zu lieben, uns gegenseitig besser zu unterstützen. Es geht einfach darum, Gott einzuladen in unsere tägliche Routine. Sich ein Gebet zur Gewohnheit zu machen, bevor man zum Sport geht – „Gott, schütze mich, damit keine Verletzungen entstehen und dass ich es zu deiner Ehre machen kann.“ Gott einzuladen und sich in allen Bereichen des Lebens an ihn zu erinnern, hat mir geholfen, eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen.

Edwin Rosado ist mittlerweile als Pastor für die Gemeinde Heidelberg zuständig. Das Interview mit ihm vom 01.04.2018 wurde niedergeschrieben, übersetzt und gekürzt von Magdalena Lachmann.

Info:

13. Youth in Mission Congress
18.-22. April 2019
Motto: „The Hour Has Come!“
Anmeldung: www.yimc.de

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