Mission in Sierra Leone
Krank nach der Heilung
Sierra Leone im Kampf gegen Ebola
„Wir leben jeden Tag mit dem Tod an unserer Seite. Aber dennoch wissen wir uns in den Händen unseres himmlischen Vaters geborgen“. Diese Zeilen erhielten wir von einem adventistischen Pastor im Oktober 2014, als die Ebolafieber-Epidemie in Westafrika immer größere Ausmaße annahm. So beschlossen wir, unseren geplanten Besuch in Sierra Leone so lange zu verschieben, bis wir die Situation besser einschätzen konnten.
Als wir im Februar dieses Jahres endlich unsere rund 20-stündige Reise in eines der ärmsten Länder der Erde antraten, bewegten uns viele Fragen: Was wird sich seit unserem letzten Besuch im Jahr 2014 verändert haben? Wie hat sich das adventistische Magbenteh Hospital entwickelt? Wie geht es den Geschwistern in unseren Gemeinden? Und was ist aus den Menschen geworden, mit denen wir in Freundschaft verbunden sind?
Spuren einer Seuche
Am 7. November 2015 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sierra Leone offiziell für Ebola-frei erklärt. Die Freude darüber hält sich bei der Bevölkerung dennoch in Grenzen. Zu stark sind immer noch die Erinnerungen an die Seuche, die unter den rund sechs Millionen Einwohnern besonders schlimm gewütet hat. Mit den Folgen wird das Land noch Jahre zu kämpfen haben. Vereinzelt sterben auch heute noch Menschen an Ebola oder leiden an den Nachwirkungen dieser Krankheit: Sehstörungen, Hörprobleme oder Gelenkschmerzen – um nur einige Beispiele zu nennen. Insofern ist die Angst vor einem erneuten Ausbruch der Seuche noch immer allgegenwärtig. Das mussten auch wir erfahren, als man uns auf der Fahrt zum Hospital Magbenteh am Rande der Stadt Makeni immer wieder bei Straßensperren der Polizei und des Militärs anhielt, um unsere Körpertemperatur zu messen.
Als wir auf dem Hospitalgelände ankamen, hieß uns Bruder Harald Pfeiffer, der Gründer und Leiter der Klinik, herzlich willkommen. Es war früh am Sabbat, und so führte uns unser erster Gang zur Adventgemeinde, in der sich seit 2008 jede Woche bis zu 200 Personen versammeln. Jetzt waren wir angekommen!
Hoffnung im Vertrauen auf Gott
Leider hat Ebola auch vor unseren Gemeindetüren keinen Halt gemacht. Hatte sich ein Familienmitglied infiziert, gab es oftmals auch für die Angehörigen fast keine Überlebenschancen. Dennoch finden unsere Glaubensgeschwister Hoffnung im Vertrauen auf ihren Herrn. Freudig geben sie ihren Glauben weiter und erleben in diesem moslemisch geprägten Land eine große Offenheit für den christlichen Glauben (ca. 60 Prozent der Einwohner sind Moslems). Zurzeit kommen in Sierra Leone an jedem Sabbat rund 16.000 Adventisten in 52 Gemeinden zusammen. Diese Menschen möchten gerne ihre Erfahrungen mit Jesus weitergeben. Aber meist fehlt es an finanziellen Mitteln, um einen neuen Versammlungsraum zu bauen oder entsprechende Literatur zu beschaffen.
So waren wir dankbar, dass unsere Adventgemeinde in Mühlacker einen Konzertabend veranstaltete, dessen Erlös den Kauf eines Mopeds für einen Pastor in Masanga ermöglichte. Von dem kleinen Dorf aus, in dem er wohnt, betreut er ein Gebiet, das sich in jede Himmelsrichtung 25 Kilometer weit erstreckt. Bisher war er zu Fuß oder bestenfalls mit einem alten Fahrrad unterwegs. Jetzt ist er über sein neues Moped sehr glücklich, weil er mehr Menschen mit dem Wort Gottes erreichen kann.
Für die Kinder unserer Gemeinde in Magbenteh hatten wir Kleidung mitgenommen und am Sabbat bekanntgegeben, dass wir in den kommenden Tagen die Anziehsachen verteilen wollten. Doch schon am nächsten Tag wurden wir von etwa achtzig Kindern überrascht, die vor unserer Kirche auf eine neue Hose oder das dringend benötigte Kleidchen warteten. Das helle Leuchten in den Augen der Kleinen und die Dankbarkeit der Eltern waren für uns ein Erlebnis, das zu Herzen ging. Am darauffolgenden Sabbat bot sich uns ein farbenprächtiges Bild, das wir ebenfalls nicht vergessen werden: Dreißig junge Menschen schritten in ihren blauen Gewändern zum Taufbecken, um ihre Liebe zu Gott öffentlich zu bezeugen. Wie es der afrikanischen Kultur entspricht, war die Taufhandlung von viel Gesang begleitet, durch den die ganze Freude und Dankbarkeit der Gemeinde und der Täuflinge zum Ausdruck kam.
Bildung ist Zukunft
Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone, der von 1991 bis 2002 herrschte, wurde ein großer Teil der Schulen zerstört, so dass nur rund ein Drittel der Schulpflichtigen eine Bildungsstätte besuchen können. Besonders für die Kinder unserer Gemeindeglieder ist das ein großes Problem, da für diejenigen, die eine Schule besuchen dürfen, auch am Sabbat Schulpflicht besteht.
Bereits Nelson Mandela hatte erkannt: „Bildung ist der Zugang zu Freiheit, Demokratie und Entwicklung.“ So ist es uns ein Anliegen, den weiteren Aufbau unserer adventistischen Schule in Makeni zu unterstützen. Derzeit finden dort 674 Schülerinnen und Schüler Platz. Zum Teil werden jedoch in einem Klassenzimmer bis zu hundert Kinder gleichzeitig unterrichtet. Mit dem Bau neuer Räume soll die Schüleranzahl insgesamt vergrößert, die einzelnen Klassenstärken jedoch verringert werden. Wir waren begeistert, dass schon drei Wochen nachdem wir den Startschuss für den Bau neuer Klassenräume gegeben hatten, der Rohbau bis zum Dachgerüst fertiggestellt war. Lasst uns nie vergessen, dass Bildung der Schlüssel aus der Armutsspirale ist und den kommenden Generationen neue Hoffnung und eine neue Zukunft gibt!
Der Gedanke, den Ärmsten zu helfen, ließ auch Bruder Harald Pfeiffer keine Ruhe, bis er das Magbenteh Hospital gründete. Es steht unter dem Leitspruch: „Niemand, der Hilfe braucht, wird abgewiesen“. Nach diesem Prinzip ist es in der Vergangenheit schon vielen Menschen Zuflucht und Rettung gewesen. Als kleine „Buschklinik“ gegründet, ist es heute ein Hospital mit rund 120 Betten. Weltweit ist die Kindersterblichkeit in Sierra Leone eine der höchsten. So hat sich die Klinik neben der allgemeinen ärztlichen Versorgung vor allem der Schwangeren, Mütter und Kinder angenommen. In Zukunft soll diese besonders gefährdete Patientengruppe in einem neu errichteten Gebäudetrakt betreut werden. Sie leiden am meisten unter den schwierigen und oftmals unhygienischen Verhältnissen in diesem Teil unserer Welt und sind weiterhin auf Unterstützung angewiesen.
Deshalb möchten wir auch in Zukunft den Menschen in Sierra Leone unsere Hilfe anbieten und hoffen auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.
Weitere Informationen zum Engagement in Sierra Leone finden Leser in Ausgabe 4/2014 der BWgung.