Sollte man als Christ Geld anlegen?

Finanzen
Sollte man als Christ Geld anlegen?

Vom sinnvollen Umgang mit Geldanlagen und Rücklagen

Ist finanzielle Vorsorge für die Zukunft biblisch? Oder sollten wir besser die Finger vom „schnöden Mammon“ lassen? Markus Czettl, Finanzvorstand der Baden-Württembergischen Vereinigung, erklärt, warum Rücklagen für unsere Freikirche wichtig sind und was beim Anlegen von Geld unbedingt beachtet werden sollte.

Manche Christen, und speziell Adventisten, haben ein zwiespältiges Verhältnis zum „schnöden Mammon“. Einerseits ist für viele Geld der Inbegriff des Weltlichen. Dabei denken sie an Gier, Habsucht und Egoismus. Andererseits brauchen wir alle Geld, um zu leben – und um unser missionarisch-evangelistisches Engagement als Kirche zu finanzieren.

Jesus hatte offenbar ein relativ nüchternes und pragmatisches Verhältnis zum Geld. In seinem Gleichnis von den anvertrauten Zentnern lässt er den Herrn beispielsweise zu dem untreuen Knecht sagen: „Wenn du schon der Meinung bist, dass ich ernte, was andere gesät haben, und mir nehme, was du verdient hast, hättest du zumindest mein Vermögen bei einer Bank anlegen können! Dort hätte es wenigstens Zinsen gebracht!“ (Matthäus 25,26-27 Hfa)

Warum Rücklagen bilden?


Geldanlagen oder Investitionen und Zinsen waren für Jesus keine Tabuthemen. Als Freikirche haben wir seit Jahrzehnten eine weltweit gültige GK-Richtlinie, die festlegt, wie viel Rücklagen eine Institution bzw. Verwaltungsebene unserer Freikirche vorhalten sollte (in der Regel 20 bis 30 Prozent der jährlichen Ausgaben, plus Reservefonds). Wir leben in einer schwierigen und unsicheren Zeit; und wir glauben, dass Christus bald wiederkommt. Dennoch sollten wir unsere „Talente“ und unser Geld nicht vergraben, sondern es wenigstens für uns arbeiten lassen und frei nach Luther noch heute unser „Apfelbäumchen pflanzen“. Mit der „Ernte“, den erhaltenen Zinsen und Erträgen, können so über Jahre oder Jahrzehnte gute Dinge finanziert werden. Wer alle Reserven immer gleich „verprasst“, hat weder regelmäßige Einkünfte aus seinen Rücklagen noch Gelder für Notlagen oder besondere Projekte.

Ich arbeite seit ca. 25 Jahren in der Freikirche und bin seit rund zwanzig Jahren in der Inter-Europäischen Division (EUD) für den Bereich „Geldanlage“ verantwortlich. Neben den Geldanlagen der Division verwalte ich die Gelder der Baden-Württembergischen Vereinigung (BWV). Die Rücklagen werden in der Regel eher langfristig angelegt, hauptsächlich in Unternehmens- und Bankanleihen. Mit Gottes Hilfe sind in den letzten sieben Jahren rund drei Millionen Euro an Wertpapiererträgen für die BWV erzielt worden. Unter anderem durch diese Mittel konnte die BWV etliche Immobilien kaufen (Haus Lichtblick – 1 Mio. Euro in 2014, Haus Schwarzwaldsonne – 1,3 Mio. Euro in 2016, Schulgebäude Murrhardt 0,6 Mio. Euro in 2017 etc.), da ein Gebäudekauf nicht aus Zehnten finanziert werden darf. Außerdem erhalten die Adventgemeinden in BW, die uns ihre „Ersparnisse“ anvertrauen, seit 2015 zwischen 1,50 und 2,50 Prozent Zinsen auf ihre Treuhandgelder. Ein Zinssatz, der im heutigen Zinsumfeld sehr attraktiv ist.

Als Adventisten ist es für uns natürlich wichtig, die Rücklagen gemäß unseren biblisch-moralischen Grundsätzen und Werten anzulegen. So investieren wir zum Beispiel keine Gelder in den Branchen Alkohol, Drogen, Fleischverarbeitung, Glücksspiel, Kaffee, Pornographie, Rüstung und Tabak. Außerdem ist uns das Thema „Nachhaltigkeit“ ein Anliegen, was ja viele weitere Themengebiete umfasst (gute Arbeitsbedingungen, Ökologie etc.).

Erfolgreicher Umgang mit Geldanlagen


Bei jeder Geldanlage sind grundsätzlich folgende drei Faktoren zu beachten: 1. Liquidität (Verfügbarkeit), 2. Rentabilität (Ertrag) und 3. Sicherheit. Je höher der versprochene Ertrag (bei gleicher Laufzeit und Währung) im Verhältnis zu einer Bundesanleihe ausfällt, desto größer ist in der Regel das Risiko. Umgekehrt können jedoch auch Anlagen mit geringer Rendite risikoreich sein. Anlagen, die man nicht kurzfristig in Geld umwandeln kann, haben normalerweise eine höhere Rendite als liquidere Anlagen. Sehr sichere Anlagen, die auch noch sehr liquide sind bzw. eine kurze Laufzeit haben, werfen normalerweise nur einen geringen Ertrag ab.

Auf jeden Fall sollte man seine Geldanlagen ausreichend diversifizieren (in verschiedene Geldanlagen aufteilen). Laut GK-Richtlinie dürfen z. B. nie mehr als fünf Prozent in Wertpapiere eines Emittenten investiert werden. Außerdem sollte bei Anleihen eine Laufzeitenstreuung mit unterschiedlichen Fälligkeiten vorgenommen werden. Diversifikation bedeutet auch, in verschiedene Anlageformen zu investieren, um so das Risiko zu minimieren. Die Finanzkrise hat jedoch gezeigt, dass in einer extremen Krise (fast) alle Anlageformen stark an Wert verlieren können. Es ist deshalb immer empfehlenswert, fachmännischen Rat einzuholen.

Ganz wichtig ist auch die Frage, wie lange der Anlagehorizont ist (wie lange benötige ich die Rücklagen auf keinen Fall). Soll das Geld etwa für die Absicherung der Rente in zwanzig bis vierzig Jahren dienen, kann es durchaus sinnvoll sein, in das Portfolio nicht nur Anleihen, sondern evtl. auch Immobilienfonds, Aktien etc. mit aufzunehmen. Es kommt natürlich dabei auf die richtige bzw. eine „vernünftige“ Mischung an. Für Gelder, die laufend kurzfristig (innerhalb von zwei Jahren) benötigt werden, ist evtl. ein Tagesgeldkonto geeignet (unbedingt prüfen, ob die Garantie des Bundes gilt).

Außerdem sind bei der Geldanlage unter anderem folgende Grundsätze wichtig:

1. Investiere nie in etwas, das du selbst nicht verstehst.
2. Je höher die potentielle Ertragschance, desto größer ist normalerweise das Risiko.
3. Diversifikation (Streuung) verringert im Regelfall das Risiko des Gesamtportfolios, ohne auf Ertragschancen verzichten zu müssen.
4. Anlagen mit geringer Liquidität können eine höhere Rendite erzielen, wenn man sie bis zur Endfälligkeit hält. Ein Verkauf während der Laufzeit kann aber die ursprünglich erwartete Rendite deutlich verringern.
5. Eine gute Performance in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge.
6. Eine Investition in Fremdwährungen beinhaltet neben dem Bonitätsrisiko des Schuldners auch noch ein Währungsrisiko. Dies kann zu zusätzlichen hohen Risiken führen.

Vor allem sollten wir jedoch nicht vergessen, wo wir die allerhöchsten „Gewinnchancen“ haben. Ellen White schreibt: „Während [...] [Gott] uns Geld und Einfluss anvertraut, versuchen wir, es für seine Sache einzusetzen. Falls Feuer oder Unwägbarkeiten kommen, haben wir die Freude, zu wissen, dass all unsere Schätze nicht da sind, wo Feuer oder Unglück sie zerstören können. Wenn wir unsere Zeit und Mittel für die Sache Gottes einsetzen, sind sie auf einer sicheren Bank, die nicht pleite geht – ein Schatz im Himmel ist nie eine Fehlinvestition.“ (PH159 106.1)

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