Jung und Alt vereint zusammen

Jugendarbeit
Jung und Alt vereint zusammen

Interview mit dem assoziierten Jugendabteilungsleiter der Weltkirchenleitung

Pako Edson Mokgwane aus Botswana ist assoziierter Jugendabteilungsleiter der Generalkonferenz (GK) der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. BWgung sprach mit ihm am Rande des Großbezirksjugendsabbats in Tübingen am 11. November 2017. 

Pako, wie alt bist du eigentlich?


(lacht) Eigentlich wollte ich dich raten lassen! Na gut, ich bin 35 Jahre alt.

Um ehrlich zu sein, ich hätte dich sogar noch jünger geschätzt (lacht zurück). Wie kommt es dazu, dass so ein junger Mann bereits in der Generalkonferenz arbeitet?

Nun, ich war im Botswana Verband zuständig für Jugend, Kommunikation und Haushalterschaft. Dadurch nahm ich an den Sitzungen der Division teil und war somit bekannt in der GK. Außerdem besuchte Gilbert Cangy [der damalige Jugendabteilungsleiter der GK, Anm. d. Red.] in dieser Zeit Botswana. 2015 bin ich dann tatsächlich mit 32 Jahren als jüngster gewählter GK-Mitarbeiter aller Zeiten gerufen worden. Ich freue mich darüber, denn für unsere jungen Leute in der Freikirche ist es ein wichtiges Signal, wenn sie auf der Leitungsebene der GK repräsentiert sind.

Und in der Adventkirche gibt es eine Menge junger Leute …


Ja, sechzig Prozent unserer Gemeindeglieder sind jung, deswegen brauchen wir auch junge Leiter, die sich in Jugendliche hineinversetzen können, weil sie auf der gleichen Wellenlänge sind. Meine Aufgabe besteht vor allem darin, dass die Jugendabteilung der GK relevant für die Jugendlichen bleibt.

Was begeistert dich an unserer Weltgemeinde?


Was mich wirklich motiviert, ist die Erfahrung, dass wir eine große, vielfältige und multikulturelle Gemeinde sind! Ich habe die unterschiedlichsten Leute erlebt, die alle Jesus hingegeben dienen – aber auf ihre eigene Art und Weise. In meiner Aufgabe kommt es darauf an, auch Menschen zu schätzen, die Gottesdienste anders feiern als ich. Natürlich ist nicht alles schlecht, was beispielsweise Amerikaner in ihrer Kultur machen, trotz mancher Vorurteile von Afrikanern oder Europäern. Wir müssen einander schätzen, weil wir alle Jesus vor Augen haben.

Einigkeit trotz Verschiedenheit ist eine große Herausforderung für unsere Gemeinde …


Wir brauchen Einigkeit, aber Einigkeit bedeutet nicht Einheitlichkeit; wir dürfen die Verschiedenheit zulassen, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben. Wir sind unterschiedlich, aber solange unser Fokus auf unserem Auftrag bleibt, wird es weiter vorangehen. Unsere Mission gibt uns eine Existenzberechtigung als Adventgemeinde.

Wie erlebst du adventistische Jugendliche in verschiedenen Teilen der Welt?


Oh, ich habe entschiedene junge Menschen vor Augen, die sich einbringen wollen, die auch an Entscheidungsprozessen beteiligt sein wollen. Jugendliche fordern Transparenz von ihren Leitern. Die Leiter der Gemeinde sollten jungen Leuten mehr Vertrauen entgegenbringen und ihnen Leitungsverantwortung übertragen. Gott hat unseren Jugendlichen viele verschiedene Gaben gegeben – sie sind so kreativ. Und sie haben eine Menge Energie; sie können einfach schneller rennen als die Älteren! Deswegen müssen Junge und Alte zusammenkommen und zusammenarbeiten. Die Älteren bringen ihre Weisheit mit ein und die Jüngeren ihren Elan.

Wir müssen der Tatsache ins Auge schauen, dass über sechzig bis siebzig Prozent unserer Kinder und Jugendlichen die Gemeinde verlassen. Was können die Ortsgemeinden tun, damit junge Leute bleiben?


Ich möchte dir mal was sagen. Die Antwort auf diese Frage besteht darin, unseren Pastoren, Gemeindeleitern und allen anderen Gemeindeverantwortlichen bewusst zu machen, dass sie alles daran setzen, authentische Beziehungen zu jungen Leuten aufzubauen. Lerne ihre Namen, bringe in Erfahrung, wo sie leben, was sie im Alltag tun! Und gib ihnen positive Rückmeldungen, zeige ihnen deine Wertschätzung! Wenn eine authentische Beziehung heranwächst, beginnen sie dir zu vertrauen, weil sie spüren, dass du auf ihrer Seite bist. Die Ortsgemeinde sollte Jugendlichen Leitungsaufgaben übertragen, sogar als Ältester, als Sabbatschulleiter, als Diakonieleiter. Außerdem ist es entscheidend, dass die Gemeinde Anteil an den Aktionen der Jugend nimmt. Geh mal mit deinen Jugendlichen zelten, lade sie zum Picknick ein, ziehe mit ihnen gemeinsam los! Dann wirst du ihr Vertrauen gewinnen!

Heute Morgen waren tatsächlich einige ältere Leute in unserem Jugendgottesdienst anwesend.


Ja, das begeistert mich, weil es mir zeigt, dass die Älteren uns wirklich unterstützen! Das ist eine nachhaltige Investition in unsere Jugendlichen.

Junge Leute haben ein sehr feines Gespür für Heuchelei. Wenn sie den Eindruck haben, hier wird nur Glaube gespielt, dann werden sie ihre Konsequenzen ziehen ...


Das stimmt. Junge Leute wollen sehen, dass wir das ausleben, worüber wir reden. Wenn jemand Alkohol trinkt, obwohl unsere Gemeinde Abstinenz vertritt, ist das nicht authentisch. Jugendliche stellen Fragen. Hab Geduld mit ihnen! Sie fragen nicht, um zu zerstören, sondern um zu verstehen. Wenn unsere Leiter Jugendlichen zuhören, dann sollten sie das tun, um auch sie zu verstehen und nicht bloß, um auf sie zu reagieren.

Was ist deine Vision für die Adventjugend?


Als Team der GK sind wir der gemeinsamen Überzeugung, dass unsere Jugendlichen zu Jüngern werden sollten, die Jesus Christus dienen. Das ist unsere ultimative Vision. Wir glauben, dass junge Leute das Werk Gottes beenden werden! Die Bibel und Ellen White sprechen davon, dass junge Männer und Frauen Visionen und ältere Männer und Frauen Träume haben werden. Wenn sie zusammenkommen, wird das Evangelium Schlagkraft entwickeln! Und darauf kommt es an, denn die Bibel sagt in Matthäus 24,14: „Das Evangelium vom Reich wird gepredigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, das Evangelium allen Völkern zu predigen.

Heute Morgen hast du in deiner Predigt über widerstandsfähigen Glauben gesprochen. Wo wurde dein persönlicher Glaube herausgefordert?


Vor ein paar Wochen hatten wir eine Evangelisationsreihe an vier unterschiedlichen Orten in Kapstadt, Südafrika, mit jungen Erwachsenen geplant. In Marikana, einem Stadtteil von Kapstadt, in dem wir eine der Veranstaltungen vorgesehen hatten, wurden eine Woche zuvor 18 Menschen von einer Gang ermordet. Die Polizei hatte die Mörder noch nicht gefasst, so bestand ein erhebliches Sicherheitsrisiko für uns. Wir wurden mit der Frage konfrontiert: Haben wir Angst um unser Leben, oder bleiben wir widerstandsfähig in dem Auftrag, den Gott uns gegeben hat? Wir beteten auf unseren Knien: „Gott, bitte gib uns Marikana!“ Und Gott hat es getan. Die Gang-Mitglieder wurden geschnappt und ich bin sehr dankbar, dass wir am Schluss der Evangelisationsreihe 54 Menschen taufen durften. Gott ist real! Und das muss in unserem Glauben und in unseren Handlungen sichtbar werden. Vertraue Gott – er kann dich gebrauchen, was auch immer passiert! Als Pastoren und Missionare, als junge Leute sorgen wir uns manchmal zu sehr um unser eigenes Leben. Gott will hingegen, dass wir uns um die Errettung anderer Menschen sorgen. Ich will lieber sterben, während ich „den Pflug in der Hand halte“, als sterben, während ich mir die Seele aus dem Leib tanze oder meine eigene Agenda verfolge.

Interview mit Pako Edson Mokgwane vom 11.11.2017, niedergeschrieben, gekürzt und übersetzt von Carsten Reinhold.

                                                                                                                       
Rückblick Großbezirksjugendsabbat in Tübingen

Die junge Frau will gerade den Raum verlassen. Aber in dem Moment, als sie aufsteht, um zur Tür hinauszuschlüpfen, ruft er sie. So unwiderstehlich freundlich. Zögerlich ändert sie ihre Richtung und kommt nach vorne ins Rampenlicht. In seiner Hand funkelt ein blauer Stab, der plötzlich von ihm über den Prediger, den Gemeindeleiter, die Jugendleiterin zu ihr wandert. „Lauf! Wir brauchen dich in unserem Team!“

Pako Edson Mokgwane aus Botswana ist der Typ von Mensch, der in einem Gespräch spätestens nach dreißig Sekunden schallend lacht und mit dir die Hand einklatscht. Er sprüht nur so vor Energie und so dauert es nicht lange, bis der Funke überspringt, als er am 11. November 2017 auf dem Jugendsabbat des Großbezirks Süd in Tübingen zu predigen beginnt. Schon bald holt er sein Tuch aus der Tasche, um sich Schweißtropfen von der Stirn zu wischen. Predigen ist Sport. Seine Botschaft will in Bewegung setzen. Hin zu Jesus. Egal wie groß die Widerstände zu sein scheinen – wie bei der Frau mit dem Blutfluss, wie bei Jairus, der von seinen Dienern schulterhängend gebremst wird: „... bemühe den Meister nicht weiter, sie ist tot ...“ Wir müssen widerstandsfähig, stur, trotzig glauben („resilient faith“)! Die Güte Gottes schon dann feiern, wenn wir noch nicht sehen. Denn diejenigen, die erfüllt von Glauben vorangehen, werden treu und gerecht vor Gott stehen [Those who are full of faith will be found faithful.]

Wer Pako zuhört, dem kommen nicht die leisesten Zweifel an seiner Überzeugung, dass die Jugend eine wichtige Aufgabe im Werk Gottes hat (vgl. Ellen White, Education, 271). Erwachsene müssen es wagen, Jugendlichen Verantwortung anzuvertrauen. Der Staffelstab muss weiterwandern: „Pass it on“ (Gib ihn weiter). Und Jugendliche müssen bereit und willig sein, den Staffelstab zu empfangen. Bin ich bereit, den Staffelstab anzunehmen und wieder an andere weiterzugeben? Pako schmunzelt, die Illustration auf der Bühne leuchtet ein – alle „Freiwilligen“ bekommen einen Applaus. Endlich kann die junge Frau zur Toilette gehen.  

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