Leben
Von „schwul geboren“ zu wiedergeboren
Eine Geschichte über Verletzung, Sehnsucht und Liebe
Eine traumatische Kindheit, gefolgt von einem Leben in zwei Welten – Pastor Ron Woolsey erzählt hier seine persönliche Geschichte vom Kampf mit seiner sexuellen Orientierung und wie sich sein Leben um 180 Grad wendete, als Gott eingriff. Ein erstaunliches Zeugnis von Veränderung, Heilung und Freiheit.
Ich war nicht immer Pastor. Ich war auch nicht immer Christ, obwohl ich als solcher erzogen wurde. Jahrelang wurde ich von christlichen Pastoren und Seelsorgern als „unveränderlich“ eingestuft. „Das kann sich niemals ändern“, lautete die allgemeine „christliche“ Einschätzung meiner Homosexualität.
Voller Bitterkeit, Wut und Groll gegenüber Gott, den Pastoren und der Gemeinde wurde ich menschlich gesehen unerreichbar, gab Gott die Schuld und glaubte fälschlicherweise, ich sei einfach schwul geboren worden. Ich wollte nichts mehr lesen, nichts mehr sehen, nichts mehr hören, mit niemandem mehr reden, geschweige denn irgendwohin gehen, wo es einen Bezug zur Religion gab. Heute kann ich jedoch bezeugen, dass unser Gott sich darauf spezialisiert hat, die „Unerreichbaren“ zu erreichen und die „Unveränderlichen“ zu verändern.
In Offenbarung 12,11 lesen wir, dass wir Satan „durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses“ überwinden können. Und das Geheimnis, dieses spezifische Problem und die Sünde im Allgemeinen zu überwinden, besteht darin, anderen zu helfen, die Sünde zu überwinden, indem wir unsere persönlichen Erfahrungen mit der Liebe, dem Mitgefühl und der Macht Jesu durch das Wort unseres Zeugnisses teilen. Und genau das ist der Grund, warum ich nun meine Geschichte mit euch teilen möchte. Ich war erst vier Jahre alt, als ich durch sexuelle Belästigung von einem Angestellten, der für meinen Vater auf seiner Farm arbeitete, meiner kindlichen Unschuld beraubt wurde. Bis zu diesem Tag hatte ich nie sexuelle Gedanken gehabt oder eine sexuelle Anziehung verspürt. Doch seit diesem Erlebnis verging kein Tag, an dem ich nicht an diese sexuelle Begegnung zurückdachte. Meine Gedanken überschlugen sich mit wilden Vorstellungen und sexuellen Fantasien, denn ich war körperlich, geistig und emotional noch nicht reif genug, um die Sexualisierung richtig zu verarbeiten. Ich wusste jedoch, dass das, was geschehen war, falsch war, und ich habe mich nie jemandem anvertraut, weil ich mich schuldig und schmutzig fühlte. Im Grunde genommen wurde ich meiner Männlichkeit beraubt – und völlig aus der Bahn geworfen. Nicht lange nach diesem Vorfall wurde ich wieder zum Bettnässer und verlor die Kontrolle über meine Blase. Dies war wahrscheinlich auf eine emotionale Störung und ungelöste Schuldgefühle zurückzuführen. Es führte dazu, dass mein Vater dachte, ich sei einfach nur faul, was auch später von einem Arzt „bestätigt“ wurde. Mein Vater begann, mich wegen meines Kontrollverlusts zu bestrafen. Und da dies das Problem nur verschlimmerte, ging er dazu über, mich zu hänseln, zu verspotten und sogar öffentlich zu demütigen. Die Folge davon war eine Entfremdung, da ich mich emotional von ihm zurückzog und mich als männliches Kind ungeliebt, nicht akzeptiert und meinen Brüdern unterlegen fühlte.
Als ich aufwuchs, war ich vom männlichen Geschlecht eingeschüchtert. Nicht nur von Männern, sondern auch von Jungen, da ich nie das Gefühl hatte, wirklich dazuzugehören oder den männlichen Standards zu entsprechen. Ich war kein Macho, sondern eher ein weicher Mann. Ich hatte keine Freude an Kontaktsportarten und war auch nicht gut darin. Ich mochte keine wilden oder lauten Aktivitäten. Stattdessen bevorzugte ich kultivierte Tätigkeiten wie Kunst und Handwerk. Ich zog die Musik dem Lärm vor und begann bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. In der Musik fand ich etwas, mit dem ich mich auszeichnen konnte. Sie brachte mir die Aufmerksamkeit, die Akzeptanz und die Anerkennung, die mir in meinem Leben zu fehlen schienen. Auch in akademischen Schulfächern fand ich viel Befriedigung und gehörte in der Regel zu den Besten meiner Klasse. Obwohl mich meine Anziehung zum gleichen Geschlecht sehr verwirrte und beunruhigte, war ich dennoch ein sehr geistlicher junger Mensch. Im Alter von neun Jahren wurde ich getauft, und mit zwölf Jahren spielte ich im Gottesdienst Klavier und engagierte mich sehr in meiner Gemeinde. Als Christ konnte ich meine innere Verwirrung dadurch verbergen, dass ich Freundinnen hatte und mit ihnen ausging, denn von einem christlichen jungen Mann wurde nicht erwartet, dass er sexuell aktiv war.
Während meiner Studienzeit setzte ich dieses Versteckspiel fort. Aber meine romantische Anziehungskraft bezog sich mehr auf junge Männer als auf junge Frauen. Dieses Rätsel bereitete mir während meiner gesamten Jugendzeit große geistige und emotionale Qualen. Ich war überzeugt, dass Homosexualität Sünde ist, aber ich hatte keine Kontrolle über meine Gedanken, Gefühle, Emotionen und diese Anziehungskraft. Obwohl ich ein gläubiger Mensch war, kämpfte ich mit Gefühlen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Nachdem ich das College aus finanziellen Gründen abgebrochen hatte, wurde ich zum Militär eingezogen und dort zum Chirurgietechniker ausgebildet. Mein Einsatz führte mich nach Südkorea, wo ich meinen Dienst ableistete. Dort lernte ich eine Gruppe junger Missionarsstudenten kennen, die im Rahmen des neu eingerichteten Sprachschulprogramms Englisch und Bibelkunde unterrichteten. Sie banden mich als Musiker in ihre Gottesdienste ein, und ich war fasziniert von der Idee, selbst Missionar zu werden. Nach meiner Entlassung aus dem Militärdienst blieb ich in Südkorea und schloss mich der Gruppe der Studentenmissionare an. Später unternahm ich sogar einen zweiten Missionseinsatz in Thailand. Dennoch wurde ich immer noch von meiner gleichgeschlechtlichen Anziehung geplagt, denn ich fand viele der thailändischen Männer schön, und ich kämpfte sehr mit meinen Gedanken und Vorstellungen, obwohl ich ein äußerst geistlicher Missionar war.
Nach Beendigung meines Missionsdienstes kehrte ich an die Hochschule/Universität zurück, um Medizin und Theologie zu studieren, da ich beschlossen hatte, mich für den Dienst als medizinischer Missionar ausbilden zu lassen. Um die unerbittliche sexuelle Anziehungskraft zu unterdrücken, beschloss ich, dass eine Ehe die Lösung sein würde. Das war doch genial, oder? Ganz und gar nicht! Ich heiratete eine reizende junge Christin, mit der ich als Studentenmissionar in Südkorea zusammengearbeitet hatte. Ich entschied mich für eine christliche Frau, für ein christliches Zuhause, für zwei christlich aufwachsende Kinder sowie für die Ausbildung zu einem Leben im christlichen Dienst. Aber unsere Ehe hatte nicht die notwendigen Zutaten für den Erfolg. Denn ich war mit der falschen Person verheiratet, aus den falschen Gründen, mit fehlender Chemie und ohne den Segen Gottes.
Meine Ehe scheiterte, und Berater zeigten die Scheidung als einzige Lösung auf, denn „Menschen wie ich können sich nie ändern!“ Meine ganze Welt fiel in sich zusammen, und ich gab in totaler Frustration und Verzweiflung meiner lebenslangen gleichgeschlechtlichen Anziehung nach. Die LGBT-Gemeinschaft empfing mich mit offenen Armen und ich ließ Gott, Gemeinde und Religion völlig hinter mir.
Ich lebte viele Jahre in der LGBT-Kultur und gab Gott und allen anderen die Schuld für alles, was in meinem Leben falsch lief. Ich war unerreichbar und unveränderbar. Aber ich hatte betende Eltern, die mich bedingungslos liebten. Mein Vater war im Herrn gewachsen und ein liebevoller Gebetskämpfer für mich, seinen verlorenen Sohn, geworden. Meine Familie gab mich nie auf und zeigte mir bedingungslose Liebe, indem sie mein Verhalten weder guthieß noch verurteilte. Wenn sie mich besuchten, „vergaßen“ sie absichtlich Dinge (wie zum Beispiel eine Bibel oder andere Bücher) bei mir, in der Hoffnung, dass ich einen Blick hineinwerfen würde, sobald ich allein war.
Nachdem ich jahrelang ein Leben der Selbstzerstörung und Erniedrigung geführt hatte, begann der Herr, mich mit wiederkehrenden Alpträumen zu besuchen. In diesen Träumen erlebte ich das Kommen Jesu, aber aus der Perspektive eines Verlorenen. Nach etwa drei Jahren dieses nächtlichen Terrors kam ich endlich zur Vernunft. Mein Zustand und meine Umstände verbesserten sich nämlich nicht dadurch, dass ich Gott die Schuld für alles gab. Ich machte eine ehrliche Bestandsaufnahme und reflektierte mein Leben und die Entscheidungen, die ich getroffen hatte. Dabei wurde mir bewusst, dass meine frühe Kindheit, in der ich wiederholt sexuell belästigt worden war, mein Empfinden von Ablehnung und das Ausleben meiner sexuellen Fantasien mich dazu gebracht hatten, meinen perversen Neigungen nachzugeben. Obwohl mein Leben voller Spaß, Aufregung und Selbstbefriedigung war, war es ironischerweise auch ein Leben voller Einsamkeit, Ablehnung, Enttäuschung und Depression. Ich brauchte Hilfe! Ich brauchte und wollte einen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale der Selbstzerstörung.
Im Augenblick dieser Erkenntnis wandte ich mich schließlich an Gottes Wort und suchte verzweifelt nach Antworten auf meine Fragen. Mit einem Drink in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand schlug ich das Buch „Schritte zu Christus“ auf. Im Wort Gottes fand ich die Antworten auf alle meine schwulen Fragen. Diese habe ich in den drei Büchern, die ich mittlerweile verfasst habe, ausführlich behandelt. Aber es genügt zu sagen, dass ich Jesus mehr lieben lernte als meinen homosexuellen Lebensstil, während ich seinen Charakter studierte und eine Beziehung zu ihm aufbaute. Ich beschloss, mich aus dieser Kultur zu lösen. Es war schwierig, sogar traumatisch, denn ich wurde von meinem damaligen Partner brutal angegriffen und dabei fast getötet.
Als Wiedergeborener, der eine theologische Ausbildung genossen hatte, verspürte ich wie Jona den Ruf des Herrn zum Dienst. Noch am Abend meiner Taufe bat mich ein Pastor, am nächsten Sabbat in seiner Gemeinde zu predigen, und seit einunddreißig Jahren stehe ich nun auf der Kanzel und erzähle meine Geschichte als Zeugnis. Ein Jahr nach meiner Taufe heiratete ich erneut, bin inzwischen dreißig Jahre verheiratet und mit zwei weiteren wunderbaren Kindern gesegnet. Nach drei Jahrzehnten im Dienst habe ich mich vor Kurzem aus dem Dienst als Gemeindeprediger zurückgezogen und arbeite jetzt Vollzeit als Mitbegründer und leitender Sprecher von „Coming Out Ministries“.
Meine Geschichte zeigt, dass Gott gut ist und dass er uns über alles liebt. Bei ihm ist nichts unmöglich, denn er hat die Macht, jeden zu retten – „wen auch immer” von „was auch immer”, sogar bis zum Entferntesten. Lasst uns nie vergessen, dass er sich darauf spezialisiert hat, die Unerreichbaren zu erreichen und die Unveränderlichen zu verändern.