Gesundheit
Mehr als Cornflakes und Fitnessgeräte
Wie wir den Megatrend „Ganzheitliche Gesundheit“ nutzen können
Was bereits vor über 150 Jahren Teil der adventistischen DNA wurde, ist heute ein Megatrend: Ganzheitliche Gesundheit hat sich mittlerweile im Bewusstsein unserer Gesellschaft verankert. Was können wir also den Menschen um uns herum noch anbieten? Und wie lässt sich der Healthness-Hype mit Gottes Angebot eines erfüllten Lebens verbinden?
Es gibt Momente, die das Leben für immer verändern. Als ich jung war, habe ich mir das Leben so ausgemalt, dass ich ständig voller Energie und Aktivität sein würde: jeden Tag topfit und gesund! Ich war im Management in Frankfurt tätig und hatte mir ein Leben aufgebaut, das scheinbar meine Träume stillte. Dann kam ich an den Punkt, dass ich erste Erschöpfungserscheinungen spürte – ein Leistungsknick. Ich sah, wie andere an mir vorbeizogen, jünger, schneller und agiler waren. Der Druck nahm zu. Stress und Symptome wuchsen und damit auch meine Suche nach echten nachhaltigen Antworten. Ich wollte gesund sein – im Kopf und im Körper. Also musste ich eine Entscheidung treffen und habe mir versprochen: Du wirst dein Leben ändern! Ich hatte nie gelernt, achtsam auf meinen Körper zu hören. Noch hatte ich die Prinzipien der Natur, die Gott mit der Schöpfung in uns hineingelegt hat, verinnerlicht. Doch ich wusste, ich muss die Weichen neu stellen.
So wie mir damals geht es mittlerweile vielen Personen. Zukunfts- und Trendforscher sagen voraus, dass Gesundheit für die nächsten vierzig Jahre ein Top-Thema bleiben wird. Die Gestaltung der eigenen Gesundheit wird immer mehr als eine überwiegend selbstverantwortliche Aufgabe des Einzelnen wahrgenommen. „Dr. Google“ verbreitet sich und über sechzig Prozent der Bevölkerung nutzen das Internet zur Beschaffung gesundheitsrelevanter Informationen. Viele in unserem Land treiben ein- bis zweimal pro Woche Sport. Dabei wird die Natur vermehrt zum Fitnessraum. Interessant, dass lange vor den ersten Überlegungen eines Zukunftsforschers eine Visionärin und bekannte Autorin im 19. Jahrhundert genau diesen „Megatrend“ bereits voraussagte.1
Gesundheit – ein Baustein der adventistischen DNA
Der 6. Juni 1863 gilt als Geburtsstunde der adventistischen Gesundheitsvision. An diesem Tag wurde Ellen White in Otsego, USA, von Gott in einer Vision die Basis für die Gesundheitsarbeit unserer Freikirche gezeigt. Daran anlehnend war die Ausrichtung auf einen ganzheitlichen Lebensstil für Ellen White ein Weg zur Prävention als auch zur Heilung von Krankheiten. Ihr Ansatz vereinte Wissenschaft, Glaube und Selbstverantwortung – also die kognitive, geistliche und ethische Dimension unserer menschlichen Erfahrung. Ihr Interesse an Gesundheit ging direkt aus biblischer Theologie hervor. So wurde das Thema Teil der adventistischen „DNA“. Diese Prinzipien sind so wegweisend, dass der Deutsche Verein für Gesundheitspflege e.V. (DVG) heute weiterhin danach arbeitet. Zahlreiche wissenschaftliche Studien im Bereich „Lifestyle-Medizin“ haben die Relevanz immer wieder bestätigt.
Wir wurden in jenen Tagen zu absoluten Vorreitern im medizinischen Bereich. John Harvey Kellogg, zum Beispiel, war nicht nur als Ärztlicher Direktor des Battle Creek Sanatoriums weltweit geachtet, sondern gleichzeitig auch der Erfinder von Cornflakes, Erdnussbutter und modernen Fitnessgeräten. Und noch heute gehört das Gebiet um Loma Linda in Kalifornien, wo Adventisten ein großes Universitätskrankenhaus und Gesundheitszentrum betreiben, zu den „Blue Zones"2(Blaue Zonen) – das sind demographische und geographische Gebiete der Welt, in denen Menschen deutlich länger und bis ins hohe Alter gesund und glücklich leben. Dies zeigt, dass Adventisten weltweit immer noch eine besondere Kompetenz besitzen, wie Lebensqualität und Gesundheit durch Lebensstil nachhaltig verbessert werden können.
Und ist es nicht das, was immer mehr Menschen heute wollen? Zumindest streben viele danach, ihre Gesundheit mit Gadgets wie Fitnesstrackern messbarer zu machen, sich selbst zu optimieren – und werden damit zum „Digividuum“ (Verschmelzung von Individuum und digitaler Technologie). Der Gegentrend: „Healthy Hedonism“ (gesunder Hedonismus). Sich selbst und seiner Gesundheit etwas Gutes tun. Hauptsache, es macht Spaß und steigert das Wohlbefinden. Ein nachvollziehbarer Wunsch, oder? Ich war früher ein unglaublich gehetzter Mensch, jagte falschen Träumen und Sehnsüchten hinterher. Ohne die tiefe Begegnung mit Gott hätte ich die Balance und den Weg zu echter Ganzheit nie gefunden. Intuitiv verstehen das immer mehr Menschen. Ein verkrampftes, leistungsorientiertes Gesundverhalten stirbt aus. Stattdessen wird Gesundheit ganzheitlich verstanden, als Wohlbefinden von Körper und Geist.3
Heil und Heilung hängen zusammen
Ganzheitliche Gesundheit erleben – das ist der Kern der zwölf Prinzipien des DVG und relevanter denn je. Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von psychischen Belastungen sind seit der Jahrtausendwende um nahezu das Dreifache angestiegen.4 Jedes Jahr sterben in Europa 800.000 Menschen aufgrund von Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und Mangel an Bewegung.5 Immer mehr Menschen sind sich sicher, dass sie mit ausreichend Schlaf, Entspannung, viel Bewegung und Sport oder gesunder Ernährung Erkrankungen vorbeugen und in ihre Gesundheit investieren können. Bedürfnisorientierte Angebote, die auf wesentliche Herausforderungen eingehen, sind daher ein entscheidender Schlüssel. Das ist auch die Aufgabe des DVG. In Baden-Württemberg setzen wir daher ab 2020 einen Schwerpunkt auf präventive Kur-Programme (www.bw.dvg.online). Hierbei lernen die Teilnehmer zum Beispiel, wie sie auf natürliche Weise Krebs vorbeugen und die Selbstreinigung des Körpers unterstützen oder emotionale Verletzungen aufarbeiten, um seelische Heilung zu erfahren (s. Werbung auf der Rückseite dieser Ausgabe).
Entscheidend ist, dass in unserem Ansatz von ganzheitlicher Gesundheit die geistliche Komponente ein integraler Bestandteil ist: Denn wenn wir von einer Krankheit geheilt werden, so ist es Gott, der uns wiederherstellt. Das ist der Zusammenhang zwischen Heil und Heilung. Diese tiefe Erfahrung zieht Menschen in eine Verbindung mit ihm. Hier wird das Evangelium praktisch und existenziell. Das habe ich selbst erlebt, als Gott mich aufforderte, schädliche Gewohnheiten in meinem Leben loszulassen und ihm zu vertrauen. Nutzen wir also die Chancen, die uns unser Schöpfer mit einem ganzheitlichen Gesundheitsansatz gegeben hat – zum Segen für uns selbst und die Menschen um uns herum.
Weitere Informationen zum DVG-Kurprogramm unter: www.bw.dvg.online
Quellen:
1 Megatrend Gesundheit, Dokumentation, Zukunftsinstitut, Frankfurt am Main, 2018.
2 https://www.bluezones.com/services/blue-zones-project/
3 Megatrend Gesundheit, Dokumentation, Zukunftsinstitut, Frankfurt am Main, 2018.
4 Vgl. DAK-Gesundheitsreport, DAK-Gesundheit, Hamburg, 2019; Megatrend Gesundheit, Dokumentation, Zukunftsinstitut, Frankfurt am Main, 2018.
5 OECD/EU (2018), Health at a Glance: Europe 2018: State of Health in the EU Cycle, OECD Publishing, Paris. https://doi.org/10.1787/health_glance_eur-2018-en