Im Einklang

Musik
Im Einklang

Auf der Suche nach dem passenden Ton

Es ist Montagnachmittag. Der YiM ist vorbei. Wir steigen in unsere Autos und fahren wieder nach Hause, in unsere Heimatgemeinden. Unsere Herzen sind voll von Eindrücken und Erinnerungen, die uns in den kommenden Tagen und Wochen sehr beschäftigen werden.

Nur wenige Stunden zuvor standen wir noch mit einer bunten Gruppe adventistischer Musiker aus ganz Baden-Württemberg auf der Bühne des Youth in Mission Congresses (YIMC), um mit unserem letzten gemeinsamen Lied die Veranstaltung zu beschließen. Es war großartig, von dort oben in so viele Gesichter von Menschen zu sehen. Menschen, die in diesem letzten Lied von Hoffnung und Herrlichkeit der Wiederkunft singen.
 
Das sind Eindrücke, die uns beiden bis heute nachgehen. Dabei wird uns immer wieder neu bewusst, dass es neben den vielen besonderen Ansprachen, Workshops oder zahlreichen Begegnungen mit Menschen vor allem auch die Musik ist, an die wir uns gerne zurückerinnern. Es sind Liedtexte, Melodien, die wir im Alltag auf einmal unbewusst summen, singen und ein Stück YiM-Congress in unserem Herzen tragen.

Hinter den Kulissen

Die Musik eines Kongresses und auch die Erinnerung daran sind selbstverständlich weder Zufallsprodukt noch Selbstläufer. Dahinter stecken viel Mühe und Arbeit. Hier ein kleiner Blick hinter die Kulisse: Tatsächlich beginnen die Vorbereitungen bereits einige Wochen nach Ende des vorangegangenen Kongresses („nach dem YiM ist vor dem YiM“) – nämlich dann, wenn man sich das Feedback zur Musik, Kommentare in sozialen Medien, E-Mails und Zuschriften zu Gemüte führt. Das Durchlesen all dieser Rückmeldungen ist nicht ganz einfach, denn neben zahlreichen sehr positiven Rückmeldungen liest man auch die eine oder andere kritische Nachfrage. Je länger man liest, desto mehr wird ein großes Spannungsfeld ersichtlich: Während einer sich mehr Lebendigkeit in der Darbietung wünscht, merkt ein anderer zu viel Theatralik an. Sorgt sich der eine darum, dass die Musik Ansätze charismatischer Musik in sich trägt, wünscht sich ein anderer mehr Mut zu einem progressiven Ansatz. Liedauswahl, Auftreten der Musiker, Art und Weise der Darbietung, Auswahl der Instrumente, Anteil an Musik im Kongressprogramm, Sprache der Liedtexte, Gefühle in Bezug auf die Wirkung der Musik, … – man könnte die Liste der angesprochenen Kritikpunkte sicherlich noch deutlich verlängern!

Beim Lesen der Anmerkungen wird einem bewusst, dass jeder etwas anderes zu diesem Thema sagen kann und will, dass jeder auch ein Stück weit anders empfindet und die Meinungen zum Teil sehr weit auseinander liegen. Dennoch möchten wir streitbar und zielgerichtet, kritikfähig, mutig und demütig, offenherzig und sensibel sein. Und jedes Mal, bei aller Diskussion über Musik und „Unmusik“, führen uns die Feedbacks auf die Knie, um ins Gebet zu gehen und Gott um seine Weisheit und Führung zu bitten.

Mit Herz und Talent

Etwa ein halbes Jahr vor Beginn des Kongresses läuft die organisatorische Arbeit an. Zunächst machen wir uns an die Auswahl der Lieder. In diesem „Findungsprozess“ bekommen wir Unterstützung von aktiven Musikern. Dann kommt der erste Probentermin: ein bunter Haufen von Musikern mit ihren quirligen und charmanten Eigenarten trifft aufeinander. Man beschnuppert sich gegenseitig, es ist schön, so viele verschiedene Talente in unserer Gemeinde zu haben. Jeder, der gekommen ist, bringt viel Herz, Talent und Können mit – und auch seine eigene Vorstellung davon, wie die ausgewählten Lieder klingen könnten. So ist es fast natürlich, dass das Ergebnis eines jeden Liedes nicht immer den Geschmack oder die Vorstellung des Einzelnen in der Gruppe trifft. Gerade hier ist der herzliche, respektvolle Umgang miteinander und die Atmosphäre des gemeinsamen Ringens nach würdiger und anspruchsvoller Musik für unseren Gott deutlich spürbar.

Während der Proben ist es nicht nur wichtig, dass Noten, Tempo und Timing bei der Musik einstudiert werden. Es ist zwar eine Sache, das Lied perfekt zu beherrschen, jedoch eine andere, es auf der Bühne entsprechend zu vermitteln. Daher gehört es bei der Probe dazu, dass der Musiker lernt, den Blick vom Notenblatt wegzurichten oder seine Mimik und Gestik unterstützend einzusetzen. Wer auf einer Bühne, egal ob vor einigen oder hunderten von Menschen Musik spielt, kann und darf sich nicht verstecken, sondern muss lernen, wie man richtig begleitet, singt und vorträgt. Die Bühne muss sein Zuhause werden! In der Vorbereitung eines Liedes steckt somit zigfach mehr Zeit, als am Ende die eigentliche Dauer des Liedes beträgt.

Und trotzdem ist uns bei all dem Proben der geistliche Aspekt der Vorbereitung sehr wichtig. Die Musik auf einem YiMC ist mehr als ein Konzert. Wie leicht ist es doch, auf das stolz zu sein, was man selbst auf einer großen Bühne geleistet hat ... Wie schnell verlässt man sich auf seine eigene Begabung und sein Können, während man gleichzeitig vergisst, wer der Geber aller dieser Talente ist.

Musikalische Qualität in Ortsgemeinden fördern

Gute Musik bedarf einer guten Vorbereitung. Genau aus diesem Grund startet dieses Jahr in Baden-Württemberg ein lang erträumtes Projekt: „inTune“ (engl.: im Einklang). Dabei handelt es sich um eine Art Musik-Akademie für unsere jugendlichen Musiker in den Gemeinden. Innerhalb der vier Ausbildungstage wird Zeit und Raum geschaffen, damit die Jugendlichen über das, was sie verbindet, reflektieren, sich gegenseitig kennenlernen, gemeinsam kreativ werden und in Workshops sowie voneinander lernen. Die Referenten aus dem In- und Ausland werden über die unterschiedlichsten Themen sprechen, die das Musik(er)leben bewegen und prägen: Was macht einen geistlich ausgerichteten Musiker aus? Wie produziere ich eine Musik-CD? Wie kann ich lernen, in der Gemeinde am Klavier zum Gesang zu improvisieren? Wie kann ich Musik am Audiomischpult in der Gemeinde besser abmischen? Worauf muss ich beim Vorsingen achten? Welche Notationsprogramme gibt es und was sind ihre Vor- und Nachteile? Wie kann ich Liedtexte und -arrangements verfassen oder ein Orchester dirigieren? Wie sehen Aufnahmen im Tonstudio aus?

Musik in unseren Gemeinden sollte weder Zufallsprodukt noch Selbstläufer sein. Dafür ist unser Gott, den wir damit loben, viel zu wunderbar und herrlich! Musikalische Professionalität und Qualität sollte nicht nur auf Großveranstaltungen wie dem YiMC ein Thema sein, sondern muss in der Ortsgemeinde anfangen und gefördert werden. Um damit zu beginnen, sind alle jungen Musiker vom 28. bis 31. Oktober 2018 im Haus Schwarzwaldsonne in Freudenstadt herzlich eingeladen.

Mehr Informationen zur Jugend-Musik-Akademie „inTune“ sowie zur Anmeldung: www.intune-bw.de

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