Girls4Christ
Zickenterror vorprogrammiert?
Beim Girls4Christ-Treff geht es heiß her
Am Frühstückstisch sitzt die zwölfjährige Anika* neben mir. Sie ist gemeinsam mit ihrer Freundin aus einer umliegenden Gemeinde zum Girls4Christ-Bezirkstag in Ostfildern gekommen. „Ich spiel’ eigentlich lieber mit Jungs, die sind nicht so zickig. Aber mal gucken, wie das heute so wird. Vielleicht ganz cool.“ Sie rückt ihre Brille zurecht. „Ich bin heute das erste mal hier. Und du?“, fragt sie mich. Ich grinse sie an. „Ich auch.“ „Cool“, sagt Anika und wendet sich ihrem Marmeladenbrötchen zu. „Mal schauen, wie das alles wird,“ denke ich nur. So viele junge Mädels auf einem Haufen, da ist Zickenterror ja eigentlich schon vorprogrammiert …
Girls4Christ ist ein Projekt, bei dem der Mentorendienst an Mädchen und Jungen Frauen im Vordergrund steht. Ziel ist es, junge Mädchen auf ihrem Glaubens- und Lebensweg zu begleiten, sie näher zu Jesus zu führen und für ein Leben in seiner Nachfolge zu begeistern. Es werden mädchen- und frauenspezifische Themen im christlichen Kontext behandelt und wertvolle Impulse für ein Leben als Frau mit einer Identität in Jesus gestiftet.
Beim diesmaligen Treffen am 12. November steht das Thema Vorurteile im Fokus. Die Mädchen hatten es sich beim letzten Treffen in der Feedbackrunde gewünscht. Wir diskutieren über Vorurteile und merken, dass keiner ohne sie auskommt. Doch noch wichtiger: dass wir selbst von Gott vorurteilsfrei angenommen sind. Für Tina* eine ganz neue Erkenntnis: „Ich möchte versuchen, Menschen so zu sehen wie Jesus – nicht mit meiner eigenen Vorurteilsbrille. Ich will sie annehmen, wie Gott mich angenommen hat.“
Authentisch und ehrlich
Neben einem kurzen Vortrag mit dem Titel „Einzigartig – vorurteilsfrei angenommen“ ist auch genügend Raum für den Austausch gegeben: Die Mädchen kommen, wie auch schon von anderen Treffen gewohnt, zu kleinen Gesprächsgruppen zusammen, in denen sie in intimem Rahmen das Thema besprechen. Es geht heiß her – ich bin überrascht, wie sich die Mädchen in diesen Kleingruppen öffnen, wie authentisch und ehrlich sie sich selbst im Fokus des Themas sehen. Keiner ist es peinlich, auch eigene Unzulänglichkeiten zuzugeben. „Das wäre wohl anders, wenn hier auch noch Jungs im Kreis säßen“, denke ich zum ersten Mal und bin schon ein bisschen erschrocken über meine eigenen, heimlichen Gedanken. Bin ich etwa gerade im Begriff, die Metamorphose zu einer emanzipatorisch-feministischen Kampfamazone durchzumachen?
Ich habe nichts gegen Jungs, das sei allen Erläuterungen vorangestellt. In meinem Herzen haben sie den gleichen Wert wie Mädchen. Ich merke schlichtweg einfach zum ersten Mal, was es für junge Mädchen bedeutet, im geschützten Rahmen, nur mit Mädchen, ihre „heißen Eisen“ anzufassen, ohne Angst und Scham vor dem, was die anderen wohl denken könnten. Was die Jungs wohl denken könnten ... Man ist unter sich, und ich merke, wie gut es den Mädchen tut. Wie ehrlich sie miteinander umgehen. Wie authentisch sie heute Mädchen sind. Ach, gäbe es doch auch so eine wertvolle Arbeit für Jungs! Wie unbezahlbar wären die ewigen Dinge, die man so auch in ihren Herzen tief verankern könnte …
Die Girls4Christ-Arbeit hat viele Facetten. Es gibt Gemeinden, die einfach Mädelsabende im Rahmen ihrer Jugendarbeit anbieten. Andere Gemeinden, wie der Großbezirk Süd, schließen sich zusammen und gründen einen organisierten und regelmäßigen Girls4Christ-Bezirkstreff, der sich alle zwei bis drei Monate trifft. Ein Grundprinzip hierbei: auch Freundinnen der Mädchen sind jederzeit herzlich willkommen. Die Altersspanne reicht hier von zwölf bis zwanzig und ist, wider Erwarten, absolut kein Problem! Es herrscht den ganzen Tag eine angenehme und fröhliche Stimmung.
Jedes Treffen beginnt jeweils mit einer kurzen Andacht, einem Brunch und einem Kennenlernspiel. Im Anschluss daran folgt das Thema und eine Gesprächszeit in Kleingruppen, passend zum Vortrag. Die restliche Zeit ist reserviert für verschiedene Workshops – z.B. in Ostfildern: Bible Art Journaling (eine Art Bibel-Kreativ-Tagebuch), Andachtsheft basteln, Nähworkshop oder Bastelworkshops. Zahlreiche Schwestern aus den Ortsgemeinden haben beispielsweise ihre Nähmaschinen mitgebracht und betreuen die Mädchen bei ihren Nähprojekten. Was für ein Anblick, wenn Geschwister sich Zeit nehmen für junge Menschen in der Gemeinde, was für ein unermesslicher Segen liegt auf solchem Einsatz!
Krönender Abschluss
Als ich am Nachmittag beim Buffet in der Schlange stehe, kommt ein junges Mädchen gemeinsam mit ihrer Freundin und stellt sich neben eine Schwester aus dem Organisationsteam. Sie schaut diese mit großen Augen an und sagt: „Uns beiden hat es heute so gut gefallen! Dürfen wir das nächste Mal wiederkommen?! Meine Freundin hier ist keine Adventistin, aber sie möchte so gerne auch wiederkommen!“ Dieser Moment stellte für mich eindeutig den krönenden Abschluss dieses besonderen Tages dar.
Was muss passieren, damit Mädchen darum betteln, ihre Freundin mit zu Gemeindeveranstaltungen bringen zu dürfen? Nun, es steckt nur ein kleines Geheimnis dahinter: Es braucht Geschwister, die sich für diesen wertvollen Mentorendienst an jungen Menschen berufen fühlen. Die ihre Zeit, Gaben und Fähigkeiten nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen geben möchten. So wie das Organisationsteam, bestehend aus Frauen verschiedensten Alters und aus den verschiedenen Gemeinden des Großbezirks. „Ich stehe nicht gerne vorne“, sagt Marianne. „Aber im Hintergrund mitzuwirken, das sehe ich als meine Aufgabe“, verrät sie mir augenzwinkernd bei einem kurzen Gespräch in der Küche. „Jede hier im Team hat ihre eigenen Gaben und setzt sie gerne ein“. Was für ein Segen, der von dem Girls4Christ-Team ausgeht – und das nicht nur heute, sondern vor allem im Hinblick auf die ewige Zukunft dieser jungen Frauen.
In der Feedbackrunde am Schluss gegen 16.00 Uhr geht es wieder heiß her, denn die Mädels wissen: jetzt geht es um alles oder nichts. Die Workshops für das nächste Treffen stehen auf der Agenda und wie gewohnt haben sie Mitbestimmungsrecht. „Internationales Essen!“, ruft Sabine*. „Und Singstar!“ wirft Janina* ein. „Ich will Kekse backen,“ kommt es etwas leiser aus der hinteren rechten Ecke. „Können wir das nächste Mal auch wieder nähen?“, fragt Anika, die auch jetzt wieder neben mir sitzt. „Und, wie hat es dir gefallen?“, frage ich sie. Anika schaut mich mit ihrem breitesten Lächeln an. „Ich komme das nächste Mal auf jeden Fall wieder! Vielleicht bringe ich auch noch jemanden mit …“
* Der Name wurde von der Redaktion geändert.
Wenn du Interesse daran hast, dich in deiner eigenen Gemeinde in der Girls4Christ-Arbeit zu engagieren, dann wende dich an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Es existiert bereits Material für fünf Thementage (inkl. Skripten, Präsentationen u.v.m.); weiteres Material ist bereits in Bearbeitung.