Alltagsstress als Beziehungskiller

Familie
Alltagsstress als Beziehungskiller

Ehe und Familie

Wer kennt ihn nicht – den Alltagsstress? Getrieben von einem Termin zum nächsten hat der Tag einfach nie genug Stunden. Es werden Abstriche gemacht und oftmals leidet nicht zuletzt die Partnerschaft besonders darunter. Annika Looser Grönroos widmet sich genau diesem Phänomen unserer Gesellschaft. Dabei zeigt sie nicht nur dessen ernste Gefahren auf, sondern ermutigt auch praktisch, in die eigene Ehe zu investieren, „bevor der Stress sie scheidet“.

Chronischer Stress scheint in unseren Breitengraden zum kollektiven Schicksal geworden zu sein. Die alltägliche Überbelastung führt uns weit über unsere persönlichen Belastungsgrenzen hinaus. Wir nehmen diese Tatsache zwar schmerzhaft wahr, sind jedoch oftmals unfähig, einschneidende Veränderungen vorzunehmen. Der Paarbeziehung wird durch den individuellen Stress beider Partner erheblicher Schaden zugefügt.

Wie Alltagsstress Beziehungen untergräbt
„Stress zerstört Partnerschaften schleichend und lange Zeit unbemerkt“, sagt der Schweizer Paartherapeut Guy Bodenmann. Weil der Prozess leise und im Hintergrund abläuft, nehmen wir das Ergebnis oftmals erst wahr, wenn der Schaden bereits entstanden ist. Die kleinen Banalitäten im Alltag, wie einen Termin zu übersehen, den Schlüssel zu verlieren oder den Bus zu verpassen, erfahren wenig Beachtung. Doch die Dosis macht den Unterschied, denn mehrere dieser Widrigkeiten zusammen stellen in der Tat eine erhöhte Belastung dar.

Unter Stress wird die Pflege der Liebe vernachlässigt. „Man nimmt sich zu wenig Zeit füreinander, wird unachtsam, verliert Positivität, ignoriert eigene Bedürfnisse und die Bedürfnisse des anderen“, schreibt Bodenmann. Zudem werden wir unflexibler, rücksichtsloser und ichbezogener, wenn wir unter Druck stehen. In einer von Stress geprägten Umgebung wird das Fundament der Liebe ganz unspektakulär Stück für Stück abgetragen.

Stress wird subjektiv erlebt
Oftmals ist es eine Anhäufung vieler negativer Kleinigkeiten, die Stress auslösen. Einzeln betrachtet mögen diese Dinge trivial wirken, und so reagieren Ehepartner manchmal mit Unverständnis. Was die betroffene Person jedoch brauchen würde, wären Verständnis und Unterstützung. Denn Stress ist oftmals keine objektive Tatsache, sondern subjektives Empfinden. Erst die Bedeutung, die einem Ereignis beigemessen wird, lässt Anspannung entstehen. Daher können Ehepartner nicht einfach von sich auf den anderen schließen, sondern müssen sich in ihn oder in sie hineinversetzen. Und genau in diesem Punkt unterscheiden sich glückliche von unglücklichen Paaren: Erfolgreiche Paare sind wohl vertraut mit der Welt des anderen. Sie gewähren dem Gegenüber Zutritt und interessieren sich aufrichtig für den Menschen an ihrer Seite.

Auf Felsen gebaut
Als gläubige Menschen wären wir gut ausgerüstet, um mit Stress richtig umzugehen. Die Tatsache, dass unser Leben auf Jesus Christus gründet, baut bereits viel Stress ab. Hinzu kommen wertvolle christliche Gewohnheiten – wie den wöchentlichen Ruhetag zu genießen, das Gebet zu pflegen, Vergebung und Versöhnung zu leben, sowie der eigenen Gesundheit Sorge zu tragen – die helfen, an den Belastungen des Lebens nicht zugrunde zu gehen.Trotzdem fällt es im Alltag nicht immer leicht, Balance und einen gesunden Umgang mit Stress zu finden. Das bewusste Setzen von Prioritäten und Reflektieren kann somit ein sehr hilfreicher Schlüsselaspekt sein. Wie hilft mir mein persönlicher Glaube im Umgang mit Stress?

Beziehungspflege inmitten von Stress
„Bevor der Stress uns scheidet“ heißt das Buch von Guy Bodenmann. Wer damit umgehen kann, dass dieses Buch von einem säkularen Paartherapeuten geschrieben ist, wird darin sehr wertvollen Input erhalten.

Wenn wir uns öffnen und unser Stressempfinden unserem Ehepartner/unserer Ehepartnerin mitteilen, ist der Gewinn groß. Zum einen baut das Gespräch selbst bereits Stress ab, zum anderen lässt es Intimität, Vertrauen und Nähe entstehen. Indem wir einander Raum schenken und uns gegenseitig ermöglichen, besser zu verstehen, entsteht echte Begegnung und der Stress wird zur Chance für die Beziehung.

Eine heilsame Frage im Zusammenhang mit Stress kann lauten: Spiegelt der Alltag meine Werte wider? Mit anderen Worten: Erhält meine Ehe die Aufmerksamkeit und Pflege, die sie verdient hat? Ehrlich hinschauen ist nicht immer einfach, doch denke daran: Schmerz und Traurigkeit sind eine gute Geburtsstätte von Veränderung!

Ehewochenende: Wenn du in deine Ehe investieren und noch tiefer in das Thema eintauchen möchtest, wie die eigene Beziehung stärker und stressresistenter wird, dann bist du herzlich eingeladen, beim Ehewochenende vom 16.-18.02.2024 im Haus Schwarzwaldsonne mit Annika und Fabian Looser Grönroos dabei zu sein. Anmeldung unter: www.kurzelinks.de/Ehewochenende

Buchtipp: Bodenmann, G. (2015). Bevor der Stress uns scheidet. Resilienz in der Partnerschaft (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

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